Banner
  • 01.jpg
  • 02.jpg
  • 03.jpg
  • 06.jpg
  • 07.jpg
  • 08.jpg
  • 11.jpg
  • 12.jpg
  • 13.jpg
  • 14.jpg
  • 20.jpg
  • 30.jpg
  • 40.jpg
  • 50.jpg

Es ist mir ein Anliegen, den Kanton, in dem ich wohnhaft bin und mein Pferd Sisko das Licht der Welt erblickt hat, mit seinen vielen Facetten besser kennen zu lernen. Ich habe mir in den Kopf gesetzt, in 13 Tagesetappen im Uhrzeigersinn von Aarau nach Aarau der Aargauer Kantonsgrenze entlang zu reiten. Auf diesem Grenzritt möchte ich nicht nur die Grösse des Kantons erleben, sondern auch mir unbekannte Ecken dies- und jenseits der Grenze entdecken.

Die Kantonsgrenze weist eine Länge von ca. 324 Kilometer auf. Die geplante Route ist mit etwa 400 km rund 20% länger, da sie nicht immer exakt dem Grenzverlauf folgt. Die Grenze führt auch mal durch unwegsames Gelände, folgt Flüssen (Aare, Rhein, Reuss) oder durchquert Seen (Hallwilersee). Die effektiv zurückgelegte Route ist in der Kartenansicht unten hellblau dargestellt, der ursprünglich geplante Streckenverlauf hingegen ist violett markiert. Die Pferdchen entlang der Route symbolisieren alle Etappenziele. Weitere Infos können mit Klick auf die einzelnen Streckenabschnitte oder die Übernachtungsorte abgerufen werden.

Grosses Kartenfenster

Sisko wird die Strecke mit vier neuen Hufschuhen der Marke Renegade zurücklegen, welche die Firma BITS'N'BOOTS mit Sitz im Aargauischen Bremgarten freundlicherweise gesponsert hat.

bitsnboots logo

06.06.2016 | Königsetappe von Aarau zum Asphof

Problemlos starten wir im Aarauer Schachen in das Pferdeabenteuer GRENZGÄNGER. Nur ungern erinnern wir uns an die anfänglichen Schwierigkeiten beim Charityritt 2013 (siehe Blog, Tag 1). André begleitet mich bis zur Salhöhe mit dem Bike.

Wir überqueren die Aare und erreichen schnell Erlinsbach: Ein Dorf, zwei Gemeinden, zwei Kantone. Der Erzbach durchfliesst das Dorf und bildet die Kantonsgrenze zwischen Aargau und Solothurn. Auf der östlichen Bachseite das aargauische Erlinsbach (mehrheitlich reformiert), gegenüber das solothurnische Erlinsbach (vorwiegend katholisch). Wie hoch sind hier wohl die Steuern dies- und jenseits des Erzbachs?

Wasser tanken am "Aarauer Brünneli"

Es geht stetig bergauf. Nach dem Barmelhof (heute Ruhetag) folgen wir einer neuen Route zum höchsten Punkt des Kantons - ein grosses Highlight bereits am ersten Tag!

Wegweiser zum höchsten Punkt des Kt. Aargau | Gipfelrast auf 908 m ü.M. | rasanter Abstieg ins Tal

Leider stehen wir bald nach der Salhöhe vor einem Tor und kommen nicht mehr weiter. Ich muss umdrehen und ein Stück der Hauptstrasse folgen.

Nach einer ausgiebigen Fresspause für Sisko zeigt sich der Jurapark Aargau von seiner schönsten Seite. Nicht umsonst wird er "die grüne Schatzkammer zwischen Aare und Rhein" genannt. Der Jurapark verzauberte mich schon auf anderen Ritten in dieser Gegend und beeindruckt mich jedes Mal neu. Unterhalb der Burgflue - links von mir Kienberg (SO), rechts Wölflinswil (AG) - eröffnet sich mir ein wahrhaft schöner Ausblick. Ein Stück weiter schaffen Bauern in ihren Obstplantagen, während ich freundlich aus der Distanz grüsse und meinen Weg zum Reicherberg und hinauf zur Buschbergkapelle (ein Ort der Ruhe und Kraft) weiter gehe.

Ich folge dem Weg der Grenze entlang, welche einerseits an den doch sehr zahlreichen Grenzsteinen zu erkennen ist, andererseits an den entlang der Grenze gepflanzten "Aspen" (früher sagte man "Espen"), wie mir mein Gastgeber am Abend erklärt. Der Asphof befindet sich noch knapp auf Baselbieter Boden, die hier vorbei führende Strasse verbindet das Fricktal mit dem Ergolztal.

Sisko ist in einer Box mit viel Stroh und Heu untergebracht, während ich ein Zimmer im Haus beziehe. Gastgeber Mathias ist hier aufgewachsen und berichtet dies und jenes über Haus, Hof und Tiere. Ein anstrengender erster Tag geht zu Ende, ich bin müde und voller erster Eindrücke. Eines ist jetzt schon gewiss - dieser Ritt hat es in sich.

07.06.2016 | Vom Asphof zum Olsbergerhof

Lautes Vogelgezwitscher weckt mich. Schon am frühen Morgen ahne ich, dass es heute warm werden wird. Die ersten Kilometer gehe ich zu Fuss, Grenzsteine weisen mir schon bald den Weg.

Es ist sehr friedlich zwischen den Obsthainen und den dichten Wäldern, es duftet herrlich. Auf einer Lichtung sichte ich mein Mittagsziel aus der Ferne und erreiche es auf abenteuerlichen/wunderbaren Wegen einige Zeit später.

Ausgerechnet hier oben - beim Aussichtsturm auf dem Sonnenberg - werde ich von Blitz und Donner überrascht. Gewitter faszinieren mich zwar, bin ich aber mit Pferd unterwegs und stehe auch noch exponiert am höchsten Punkt der Etappe, kommen sie höchst ungelegen. Kurze Zeit später regnet es kurz und heftig. Auf offener Flur, oberhalb von Maisprach, wird mir ein regelrechtes Schauspiel am Himmel dargeboten.

Über den Önsberg reite ich zum schönen Iglingerhof, wo ich mit den Bewohnern ins Gespräch komme und mich nach dem Weg erkundige. Fragt man Einheimische nach dem Weg, ist in der Regel eine gewisse Skepsis angebracht. In diesem Fall sollten sie aber Recht behalten. Ich erreiche schliesslich den Olsbergerhof, wo mich Barbara bereits erwartet.

08.06.2016 | Vom Olsbergerhof zum Linerhof

Den dritten Tag gehen wir ruhig an, die dritte Etappe ist die kürzeste. Sisko darf noch auf die Weide, und ich geniesse das Frühstück zusammen mit meiner Gastgeberin. Im weiteren Verlauf des Morgens studieren wir das Kartenmaterial und suchen die besten Wege nach Kaiseraugst raus. Gegen elf Uhr wandere ich mit Sisko los, zum ehemaligen Zisterzienserinnenkloster "Olsberg", gegründet Anno 1236.

Ab hier hat uns die Zivilisation wieder fest im Griff. In der Ferne erkenne ich Basel mit dem neuen höchsten Gebäude der Schweiz (Roche Tower, 178 m hoch). Ein Feld mit jungem Fenchel erregt meine Aufmerksamkeit - da hätte ich jetzt Appetit drauf...

Auf dem Weg zur Römerstadt "Augusta Raurica" mit dem offenbar besterhaltenen antiken Theater nördlich der Alpen werden wir von einer Schulklasse beäugt. Wir durchschreiten das Amphitheater und gelangen auf schmalem Pfad zu einer Treppe, welche Sisko gekonnt hinunter "steigt". Kurz danach erreichen wir das Theater.

Das näher kommende Donnergrollen drängt mich zur Eile, der Linerhof ist nur noch einen Kilometer entfernt. Ich schaffe es rechtzeitig auf den Hof und schicke Sisko auf die Weide. Als ich wenig später zu ihm flitze, erwischt es mich doch noch nasskalt.

Ich lasse die ersten drei Etappen Revue passieren: landschaftlich ausgesprochen reizvoll und abwechslungsreich, auch überraschend einsam, immer wieder wunderschöne Blicke über die Aargauer Kantonsgrenze hinaus. Die Wege grösstenteils gut machbar, obschon manchmal auch anspruchsvoll. Unterwegs begegne ich kaum einer Menschenseele, manchmal huscht ein schneller Biker vorbei, oder ich sehe in der Ferne einen Hündeler...

09.06.2016 | Vom Linerhof zum Stall M.A.S.

Gesprächsthema Nr. 1 beim Frühstück: die neue Brücke. Der Pharmariese Roche baut hier wie verrückt und hat deswegen eine Brücke für die Öffentlichkeit sperren lassen. Es wurde vereinbart, dass Roche eine Ersatzbrücke über die Autobahn zu erstellen hat, die von Fussgängern, Velofahrern und Reitern gleichermassen benutzt werden kann...

Aussergewöhnlich viele Velofahrer, Jogger, Hündeler und Rösseler kreuzen auf den ersten Kilometern meinen Weg. Dieser führt erst oberhalb, dann direkt an der Autobahn entlang. Der Lärmpegel ist entsprechend hoch.

Am Golfplatz kurz vor Rheinfelden begegne ich vier Herren, welche gerade an ihrem Golf-Handicap arbeiten und beim Anblick meines Gepäcks neugierig wissen wollen, ob ich länger unterwegs sei. Sie wünschen mir Glück für den weiteren Weg. Die Feldschlösschen-Brauerei lasse ich rechts liegen und gelange nach Rheinfelden - die älteste Stadt im Kanton. Da Sisko schon mitten in der belebten Dresdner Altstadt war, lässt er sich nicht mehr so schnell aus der Ruhe bringen. Gelassen reagiert er auf die vielen Reize - ich bin stolz auf ihn. Die Feldschlösschen-Pferde warten ruhig und geduldig, bis der "Karren" abgeladen ist. Auch wir ziehen die Blicke der Passanten auf uns: ein mit Gepäck schwer beladenes Pferd mit Schuhen.

Das Wasser aus der Kapuzinerbergquelle schmeckt offensichtlich

Streckt er mir die Zunge raus?

Bald danach erreichen wir das Rheinufer. Es ist schon beeindruckend zu sehen, welche Wassermassen hier runter fliessen, mit hoher Geschwindigkeit und lautem Getöse.

Kilometerlang folge ich dem Fluss stromaufwärts. Da wir uns auf der Europa-Veloroute Nr. 6 befinden, fahren zahlreiche Tourenvelofahrer (rücksichtsvoll) an uns vorbei. Man grüsst in vielen verschiedenen Sprachen. Die Wege sind so einladend, dass ich Sisko zu einem Trab überrede, worauf er freudig mit gespitzten Ohren vorwärts läuft. Die kurze Etappe und die lange Ruhezeit gestern haben ihm wohl gut getan. Von Mumpf bis Stein reite ich auf dem schmalen Uferweg und geniesse die angenehmen Temperaturen. Es folgen einige Fotostopps, die Sisko jeweils als Einladung zum Fressen versteht.

Blick nach Bad Säckingen (D) | noch 30 cm "Luft"

In der Nähe des Holcim-Kieswerks, zwischen Sisseln und Eiken, finden wir Unterschlupf im Reitstall der Familie Müller. Beim allabendlichen Kartenstudium werde ich heute tierisch unterstützt bzw. abgelenkt.

10.06.2016 | Vom Stall M.A.S. zu FarmersPlace

Nach einem schönen Sonnenaufgang nehme ich bei strahlend blauem Himmel um halb Neun die nächste flache Rhein-Etappe in Angriff.

Kurz nach dem Start

Der Uferweg liegt eingezwängt zwischen dem Rhein, einer Bahnlinie sowie der stark befahrenen Kantonsstrasse. So kommt es, dass ich die geplante Route verlassen und über Kaisten ausweichen muss, um nach Laufenburg zu gelangen. Eine Autofahrerin ruft mir begeistert entgegen: "Was für ein schönes Bild!". Die Altstadt Laufenburgs ist ähnlich zauberhaft wie jene von Rheinfelden, es ist aber deutlich weniger los. Ein älterer Herr ist so nett und macht ein Foto von mir und sagt dann noch - nachdem er gesehen hat, dass Sisko Schuhe trägt - "Sie lueget aber guet zu ihrem Ross".

Nach dem Altstädtchen stoppt uns ein Reitverbot. Ich bin gezwungen, auf eine Asphaltstrasse auszuweichen (und befinde mich wieder auf der Europa-Veloroute Nr. 6). In Rheinsulz verweile ich kurz bei der kleinen Margarethakapelle und nehme dann den schönen, kühlen Flösserweg nach Etzgen, wo ich Andrea mit ihrem Baily treffen werde. Punkt 12 erreiche ich den Treffpunkt und gönne mir ein kühles Panaché im Restaurant Sonne - bei diesen Temperaturen eine herrliche Erfrischung.

Andrea und Baily begleiten uns den restlichen Tag. Die Route führt nun durch den Wald nach Schwaderloch und dann wieder zurück an den Rhein. Auf einer Anhöhe lassen wir uns beeindrucken vom Blick auf den Rhein mit den gewaltigen Wassermassen. Am Horizont erblicken wir zudem das AKW Leibstadt. Auf einem breiten Weg traben wir dem Rheinufer entlang, vorbei an kleinen Häusern am anderen Ufer und an Maisfeldern rechts von uns. Plötzlich stehen wir vor dem Wasser- und Kernkraftwerk Leibstadt. Bei diesem Anblick wollen wir gern unsere Wasser- und Energiespeicher auffüllen, aber das Landgasthaus Schützen wurde soeben geschlossen, da ein grosses Dorffest anlässlich 150 Jahre Gemeinde Leibstadt unmittelbar bevorsteht.

Ich entscheide mich spontan für eine andere Route, da Mücken unsere Pferde tausendfach plagen und auf dem nächsten Abschnitt kaum Schatten zu erwarten ist. Also verlassen wir den Rhein und reiten durch das Waldgebiet mit dem klangvollen Namen "Kirchspiel" direkt hinüber nach Kleindöttingen zu FarmersPlace. Wir werden von meiner lieben Freundin Anna empfangen, und das tägliche Ritual nach der Ankunft beginnt: abpacken, absatteln, Hufschuhe aus und ab unter die Dusche mit Sisko. Er bekommt reichlich Heu und Wasser.

Andrea und ich holen den Pferdeanhänger aus Etzgen, währenddessen reist die bekannte Pferdefotografin Christiane Slawik für einen Fotokurs auf FarmersPlace an. Nach zweistündiger Ruhepause muss Sisko auf die Weide zum "Fotoshooting". Er gibt alles und setzt sich wunderschön in Szene...

Morgen Samstag werden wir einen verdienten Ruhetag geniessen.

12.06.2016 | Von FarmersPlace bis Kaiserstuhl (Fortsetzung folgt 2017)

In den nächsten Tagen ist keine Wetterbesserung in Sicht, im Gegenteil: es regnet weiterhin kräftig, die Hochwassersituation ist vielerorts angespannt, die Böden sind stark aufgeweicht und die Wege dementsprechend rutschig und teils schwierig zu begehen. Auf das Wetter habe ich keinen Einfluss, aber auf unser Wohlergehen. Schweren Herzens habe ich mich dazu entschieden, das Abenteuer Grenzgänger 2016 abzubrechen.

Noch vor dem Gewitter führte uns die Route über genau diese kleine Brücke...

Die vorerst letzte Etappe dieser Reise führt von FarmersPlace über den Achenberg nach Bad Zurzach und weiter dem Rhein entlang flussaufwärts bis nach Kaiserstuhl.

Ich verlasse FarmersPlace gegen 9:30 Uhr - erneut regnet es in Strömen - und halte kurz bei der Wallfahrtskapelle "Loreto" auf dem Achenberg, bevor der Weg hinunter nach Bad Zurzach führt. Der Bezirkshauptort liegt am Fusse des Schwarzwaldes direkt am Rhein. Diesmal ist es nicht ein Reitverbot, sondern das Hochwasser, das mich daran hindert, den schönen Weg dem Rheinufer entlang einzuschlagen.

Ich lasse die kleinen Orte Reckingen und Lienheim hinter mir und reite an der historischen Wasserstelz vorbei (Haus mit rund tausendjähriger Geschichte, Teil der Burg Weißwasserstelz). Es regnet bereits wieder so heftig, dass ich meine Kamera in der Tasche lasse und weiter nach Kaiserstuhl reite. Das Städtchen Kaiserstuhl ist die kleinste Gemeinde des Kantons und liegt nahe der Grenze zum Kanton Zürich und zu Deutschland. Ich gehe mit Sisko durch den mittelalterlichen Ortskern und erreiche schliesslich das vereinbarte Tagesziel oberhalb von Kaiserstuhl. Sisko und ich werden von André’s Familie erwartet, ein Picknick unter Dach für Mensch und Tier ist bereits vorbereitet.